Gedichte und ein Roman
Leseprobe im April 2025 mit Malin Eigelshofen
„Es war einmal ein Mädchen, das liebt den Sonnenschein. Liebte, wie er seine himmelbauen Augen zum Strahlen brachte. Liebte, wie er sein Lächeln wachsen ließ. So würde
ich sie erzählen, diese Geschichte. Hätte ich den Mut dazu.“
Eine Zeile aus einem der Gedichte, „fiktiv“ heißt es, die die 16jährige Malin am 24. April vortrug – den Mut, Geschichten zu erzählen beweist sie jedoch schon seit der ersten Klasse. Die Krefelder
Schülerin hat eine Vorliebe für Fantasy-Geschichten.
Die elfte Leseprobe mit Malin Eigelshofen lockte rund 20 Gäste in den Raum unter dem Dach der Kempener Stadtbibliothek. Brigitte Nienhaus, die Vorsitzende des Fördervereins, freut sich über den „auch diesmal regen Besuch!“ Ihr Fazit am Ende: Die Gedichte der Schülerin seien „nachdenklich und auch emotional“, zudem „in anspruchsvoller Sprache verfasst“. Den Romanauszug fand sie „sehr beeindruckend“. Wie auch die Reaktionen anderer Gäste zeigten, ging ihr das nicht allein so. Sie lobte denn auch den „großartigen Spannungsaufbau und die Art, wie Malin „Bilder mit Worten malt.“ Nienhaus sagt lächelnd: „Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.“
Die Zuhörerinnen und Zuhörer fragten danach ob und wann eine Veröffentlichung geplant sei und machten deutlich, dass sie den Plot überaus „spannend“ fänden, ihn fast wie einen Krimi gehört hätten. Mehrere sagten, dass auch sie gern den Schluss der Geschichte lesen würden. Dazu die junge Autorin: „Ich bin noch in der Phase der Überarbeitung und plane eigentlich eine Trilogie.“ In der solle das „fantasy“-Moment dann auch noch eine stärkere Rolle spielen als im ersten Band, so Malin. Einen Verlag habe sie noch nicht gefunden. Dass sich das zu versuchen lohnen würde, darin war sich das Auditorium einig.
Die Autorin
Malin Eigelshofen, Jahrgang 2009, liest nach eigenem Bekunden auch selber viel. Wichtig ist ihr auch, Zeit mit ihren Freunden und Freundinnen zu verbringen oder der Handball. Fremde Welten voller düsterer Geheimnisse und mysteriöser Magie faszinieren sie, gleichwohl befasst sie sich auch mit Lyrik. 2024 nahm sie am Schreibwettbewerb Young Storyteller Award teil.
Die jährliche Mitgliederversammlung des Fördervereins der Stadtbibliothek fand am 18. März 2025 mit rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Rokokosaal des Kulturforums Franziskanerkloster statt. Eine kleine Lesung zu Beginn hat schon Tradition – Vorständlerin Stella Spinczyk hatte sich bereit erklärt, aus ihrem zauberhaften Bilderbuch „Jule und St. Märte“ zu lesen. Das schöne Thema: St. Martin in Kempen. Der freundliche Beifall belohnte sie.
Neue Öffentlichkeitsarbeit
Die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins war bereits bislang eine wichtige Aufgabe für Mandy Krötzsch, die sich in ihrer Freizeit als Mitglied des Vereins um die Homepage und Social Media gekümmert hatte. Beisitzerin Imma Schmidt und sie machten sich nun in 2024, zusammen mit einer Agentur, an das Facelifting des Auftritts - ein andersfarbiges, neues Logo, angelehnt an das Logo der Stadtbibliothek, ein Roll-up für Veranstaltungen und Lesezeichen, mit denen der Förderverein bei Veranstaltungen sichtbarer werden kann. Und natürlich die neugestaltete Homepage, mit mehr Infos und Geschichten über die Vereinsaktivitäten, nutzerfreundlicher und mit neuen Rubriken. Das Ziel ist, für den Verein eine neue Sichtbarkeit zu schaffen und neue Mitglieder zu gewinnen.
Die Bibliothek – ein update
Die kommissarische Leiterin der Stadtbibliothek, Stefanie Heine, berichtet über die erfreuliche Entwicklung der Benutzer- und Ausleihzahlen unterschiedlicher Medien. In allen Altersgruppen ist die Zahl der „aktiven“ Leserinnen und Leser gestiegen, vor allem aber bei Kindern und Senioren, hier machen sich der kostenlose Kinderausweis und die Attraktivität des digitalen Medienangebots (Pressreader) bemerkbar.
Der Medienbestand blieb im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleich – nur Tonie-Figuren und Konsolenspiele sind etwas mehr geworden. Bei den digitalen Medien steigt bei allen Angeboten die Nachfrage. Das Brockhaus Kinder- und Schullexikon ist erst seit Frühjahr 2024 im Angebot. Auch die neue und vom Förderverein maßgeblich unterstützte „Bibliothek der Dinge“ findet Zuspruch, soll aber noch stärker beworben werden, unter anderem über Social Media.
Die Zahl der Bibliotheks-Veranstaltungen ist etwas gestiegen, der Zuwachs beruht auf Kinderveranstaltungen und Schul- und Kita-Besuchen. Hier sind besonders die Veranstaltungsreihen wie das Bilderbuchkino, die BücherKüken (die wurden wegen Personalmangel seit Januar 25 eingestellt) sehr beliebt. Der Sommerleseclub 2024 war ein echter Hit und die Abschlussparty mit 210 Teilnehmern die bisher größte Veranstaltung.
Die Leitungsstelle ist seit November 24 unbesetzt und wird ausgeschrieben, die Vollzeit-Bibliothekars-Stelle konnte zum 15. März 25 besetzt werden. 2025 soll das Veranstaltungsangebot für Kinder wachsen. Die zeitgemäße Gestaltung des Medienangebots und Arbeitsplätze für die LeserInnen sowie neue Öffnungszeiten sind in Planung.
Unterstützung des Fördervereins ist gefragt bei der Nacht der Bibliotheken am 4. April 2025, dem Internationalen Museumstag am 18. Mai (Bücherflohmarkt), am Tag des offenen Denkmals am 14. September sowie bei der Beschaffung der Bücher der Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse und von Kinderbüchern für den Sommerleseclub. Auch am Comictag am 10. Mai ist der Förderverein dabei.
Vier Lesungen fanden in 2024 in Kooperation mit der VHS statt und bisher eine mit Ewald Frie in diesem Jahr, in 2025 ist die Thomas Buchhandlung als Kooperationspartner der Lesungen hinzugekommen. Bei der „Leseprobe“-Reihe, bei der Autoren aus der Region ihre unveröffentlichten Werke vorstellen können, fanden im vergangenen Jahr sechs Veranstaltungen statt, die Teilnehmerzahl stieg kontinuierlich.
Dienstag, 11. März 2025, 19:30 Uhr
Lesung in Kooperation mit der VHS Kreis Viersen und der Thomas Buchhandlung, Kempen
Ewald Frie: Ein Hof mit 11 Geschwistern
Erneut war der Rokokosaal im Kempener Franziskanerkloster bis auf wenige freie Plätze gut gefüllt, knapp 80 Gäste konnten die Veranstalter (VHS Viersen, Förderverein Stadtbibliothek Kempen und, neu, die Thomasbuchhandlung) dieser prominenten Lesung willkommen heißen. Die Begrüßung durch die frühere Kulturamtschefin und zweite Vorsitzende des Fördervereins der Stadtbibliothek fiel besonders herzlich aus: Elisabeth Friese und Ewald Frie lernten sich bei einer Ehrung ihrer Dissertationen kennen und der Tübinger Geschichtsprofessor – der „eigentlich keine Lesungen macht“ – sagte spontan zu. Natürlich auch, weil einer seiner Brüder in Kempen lebt. Dessen Familie hatte so auch in der ersten Reihe Platz genommen.
Dann durften die Zuhörerinnen und Zuhörer einen Autor erleben, der alles bot, was eine Lesung interessant und kurzweilig macht: Humor, Vielseitigkeit, Kenntnisreichtum und Einfühlungsvermögen. Er liest nicht nur, sondern berichtet vieles einfach, zudem sehr unterhaltsam, was das Publikum wach und gut gelaunt bei der Stange hält.
Wer Geschichte, und schon gar eine faktenbasierte Familienerzählung über eine Bauernfamilie, aus dem Münsterland, für langweilig hält, wurde hier eines Besseren belehrt. Mit Beispielen aus seiner eigenen Familiengeschichte und der seiner Geschwister, die mehr als zwei Jahrzehnte (sie wurden von 1944 bis 1969 geboren) umfasst, skizziert Ewald Frie an diesem Abend (und im Buch) nicht nur den Wandel der bäuerlichen Landwirtschaft, sondern auch das Leben in der Bundesrepublik bis in die frühen Siebziger.
Die bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter körperlicher Arbeit verschwand in den 1960er Jahren schnell und „leise“. Das Leben, das seine Eltern auf dem Hof führten, unterschied sich sehr und in der Geschwisterreihe nach „unten“ immer deutlicher von seinem und dem seiner Geschwister – andere Lebensentwürfe und ein rasanter gesellschaftlicher Wandel brachen sich Bahn.
Das bäuerliche Leben der 1950er Jahre bestimmen Kühe und Schweine auf der Weide, Pferde vor dem Pflug, das Lied vom Märzen, in dem der Bauer die Rösslein anspannt, ist noch passend, einen Garten braucht man für die Vorratshaltung und Hühner und andere Kleintiere. Milch und Eier sind eine Einnahmequelle für die Frauen auf dem Hof. Mit der Industrialisierung der Milchwirtschaft ändert sich auch das interessanterweise … Und auch die gesellschaftliche Stellung der Bauern, der Landwirte, erlebt einen Einbruch: Einst wohlhabend und angesehen, gelten sie plötzlich als rückständig, ihre Kinder riechen nach Stall. Auch die damalige Rollenverteilung der Geschlechter zuhause, auf dem Feld, und in der Führung der Wirtschaft wird sehr lebendig.
Die katholische Kirche, aber auch die Sportvereine, weisen dann mit neuer Jugendarbeit Wege aus dem bäuerlichen Kosmos. Der Staat hilft bei der Ausbildung und bei der Hofübergabe. Schon in den 1970er Jahren ist die Welt auf dem Land eine völlig andere. Manches, das auch die Zuhörer – zustimmendes Gemurmel – noch selbst erlebt haben, wirkt dann wie aus der Zeit gefallen. Damals…
Ewald Frie hat seine zehn Geschwister – das Ausgebremst sein durch die Corona-Pandemie setze den Auslöser - interviewt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Herausgekommen ist ein lesenswertes Stück Lebens-Geschichte. Und ein Abend, der haften bleibt.
Zum Autor: Ewald Frie wurde 1962 als neuntes von elf Kindern einer katholischen Bauernfamilie im Münsterland geboren. Er ist Professor für Neuere
Geschichte an der Universität Tübingen und ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Für sein Buch "Ein Hof und elf Geschwister" (C.H. Beck) erhielt er 2023 den
Sachbuchpreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Kempen, 30. Jan. 2025
Popcornmaschine und Schlagbohrer
Bibliothek der Dinge in der Stadtbibliothek Kempen präsentiert
Vor Beginn der Pressekonferenz zum Start der Kempener „Bibliothek der Dinge“ diskutierten Beigeordneter Jörg Geulmann und Bibliotheksfachfrau Mandy Krötzsch fröhlich über die Vor- und Nachteile einer Popcornmaschine – er und seine drei Kinder lieben Popcornabende,
verriet Geulmann. Für ihn käme die Ausleihe einer solchen Maschine also wohl
eher nicht in Frage, dafür werde sie daheim zu oft genutzt. Doch nun gibt es seit Jahresende 2024 die Bibliothek der Dinge – auch, um sich teure und platzraubende
Anschaffungen womöglich zu sparen und sie stattdessen, genau wie ein Buch, ein Spiel oder eine Tonie-Figur, auszuleihen, erklärt die stellvertretende Bibliotheksleiterin Stefanie Heine. Wer also
einen
Popcornmaker, eine Karaoke-Maschine, ein Heimplanetarium oder auch einen Beamer nicht oft benötigt, kann sich diese Dinge, nur ausgerüstet mit einem Bibliotheksausweis, kostenfrei
ausleihen.
Unter dem Motto „Leihen statt kaufen“ hat die Stadtbibliothek Kempen ihr Angebot um Alltagshelfer erweitert, nachdem die Nutzerinnen und Nutzer befragt worden waren. Ganz
oben auf der Wunschliste: eine Schlagbohrmaschine und die ist nun ausleihbar. Das Projekt mit einem Volumen von 15.000 Euro machte unser Förderverein der Stadtbibliothek möglich, weil er
den Eigenanteil Kempens von 40 Prozent beisteuerte, damit das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen die Fördersumme ausschütten konnte.
„Wir haben anfangs ein bisschen überlegt, doch dann war schnell klar: Die Aufgabe unseres kleinen, nur rund 70 Mitglieder starken, Vereins ist laut Satzung die Überstützung der Stadtbibliothek und von Kunst und Kultur – und mit der Bibliothek der Dinge geht es um Alltagskultur. So ist das aus unserer Sicht gut angelegtes Geld“, macht Brigitte Nienhaus, die Vorsitzende des Fördervereins klar.
Sie dankte, wie ihre Vorredner, Bürgermeister Christoph Dellmanns, Jörg Geulmann und Amtsleiter Dirk Steimann, den Mitarbeiterinnen der Bibliothek, die – obwohl im
Moment personell durch Weggang dezimiert - die Bibliothek der Dinge zu ihrer sonstigen Arbeit zügig und engagiert auf die Beine gestellt haben. Kundinnen und Kunden mit einem gültigen
Bibliotheksausweis können seit dem 19. Dezember bis zu zwei von mehr als 80 Dingen, die die Bibliothek derzeit
vorhält, gleichzeitig entleihen. Vorbestellungen und Verlängerungen sind wie gewohnt möglich.
Große Geräte wie einen Rasenmäher oder Vertikutierer beispielsweise kann man in Kempen nicht entleihen, die ausleihbaren Gegenstände muss der Nutzer schon selbständig heraustragen können. „Wir werden selbstverständlich sehr genau bei der Rückgabe darauf achten, dass die ausgeliehen Dinge pfleglich behandelt werden“, so Heine auf Nachfrage. Die Bedienung aber müsse sich jeder selbst erschließen und die Bedienungsanleitung sorgfältig lesen, ergänzt Krötzsch zum Schluss.
Es sei geplant, die Gegenstände und passende Bücher zusammen zu präsentieren, um Anregungen zu geben.
Eine Übersicht der leihfähigen Gegenstände bietet der Katalog der Stadtbibliothek:
https://tinyurl.com/KatalogBibKempen, Suchbegriff: Bibliothek der Dinge
Mehr Informationen unter: Stadtbibliothek Kempen, Telefon: 02152 917 4141, E-Mail: stadtbibliothek@kempen.de