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Von Brigitte Nienhaus
Ich lese gern Bücher mit gesellschaftlichen, historischen, soziologischen Themen. Allerdings sind mir wissenschaftliche Arbeiten oft zu trocken - die lese ich nur, wenn ich muss. Jedoch liebe ich Geschichten über Menschen. Deswegen hat mich „Gute Geister“ von Kathryn Stockett (erschienen 2009) begeistert. Spannend und besonders: Ein Buch im Buch. Eine junge weiße Frau, Eugenia Phelan, genannt Skeeter, interviewt zwölf schwarze Hausmädchen, um ein Buch über deren Arbeit bei „den Weißen“ schreiben zu können. Ein solches Thema zu wählen, war unglaublich mutig, geradezu revolutionär und eigentlich undenkbar zu einer Zeit, als die Rassentrennung noch absolut und der Ku-Klux-Klan auf brutalste Weise aktiv war. Die Treffen konnten nur heimlich stattfinden und das Buch musste anonym veröffentlicht werden.
Aus dem Inhalt
Der Roman mit dem Originaltitel „The Help" beschreibt die Arbeit von schwarzen Hausangestellten in den Haushalten weißer Familien zu Beginn der 1960er Jahre, also dem Beginn der Bürgerrechtsbewegung,
in ihrer Heimatstadt Jackson, Mississippi. Die Ereignisse werden abwechselnd aus der Sicht der drei Hauptfiguren beschrieben: Skeeter und die beiden Hausangestellten Aibileen und Minnie. Ihre
unterschiedliche Sprechweise aus dem amerikanischen Englisch ins Deutsche zu übertragen, war sicher keine leichte Aufgabe für die Übersetzerin Cornelia Holfeld-von der Tann und ist gut
gelungen.
Man könnte nun meinen, das Buch spiegele eine düstere Atmosphäre, denn wie zu erwarten, erlebt die Mehrheit der Hausmädchen herabwürdigendes bis unmenschliches Verhalten in den weißen Familien. Doch
der Roman erzählt auch Geschichten, in denen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe einander respektieren und sich gegenseitig helfen. Die Tapferkeit, der Mut, die Weisheit der „Maids" berühren, auch
dann, wenn sie von den Weißen herablassend behandelt werden, ihnen aber moralisch haushoch überlegen sind.
So fällt Aibileen durch ihren liebevollen Umgang mit den ihr anvertrauten weißen Kindern (insgesamt 17 Kinder hat sie im Lauf der Jahre betreut) und ihr pädagogisches
Geschick auf.
Auch Witz und Humor kommen nicht zu kurz: Eine der weißen Arbeitgeberinnen versucht mit aller Macht durchzusetzen, dass in allen Haushalten eine getrennte Toilette für die Hausangestellten
eingerichtet wird - man wisse ja, dass über die Toilette Krankheiten von Farbigen übertragen würden. Eine merkwürdige Argumentation, wenn man bedenkt, dass die Hausmädchen Essen zubereiten, Betten
machen, Badezimmer putzen und nicht zuletzt rund um die Uhr Kinder versorgen. Skeeter findet einen Weg, diese Absurdität zu denunzieren, indem sie einen Aufruf startet, Toilettenschüsseln bei dieser
Frau abzugeben - und so stehen eines Morgens massenhaft Klos auf deren Rasen.
Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Das Buch wird allen Hindernissen und Gefahren zum Trotz veröffentlicht und hat einen Riesenerfolg. Für die drei Hauptpersonen
ist eine positive Entwicklung in Gang gekommen, die das Leben jeder einzelnen nachhaltig verändert. Übrigens: Stocketts Roman wurde zunächst von etlichen Verlagen abgelehnt, und das noch 2009! Der
Roman über die Hausmädcheninterviews wurde dann jedoch ein großer Erfolg und 2011 sogar verfilmt (Regisseur: Tate Taylor).
Natürlich kann „Gute Geister“ in der Kempener Stadtbibliothek ausgeliehen werden!